Mehr über Hochbegabung
Die besonderen Talente und Fähigkeiten Hochbegabter führen nicht zwangsläufig zu entsprechenden schulischen oder akademischen Leistungen oder beruflichem Erfolg. Für ein hochbegabtes Kind mit großem Freiheitsdrang und dem Wunsch nach Eigenständigkeit beim Lernen kann der Übergang in die Schule eine besonders große Anpassungsleistung darstellen. Häufige Wiederholungen, die passive Aufnahme vorgedachter Inhalte und geistiger Leerlauf können sich negativ auf Lernfreude und Motivation auswirken. In ihrer schulischen und beruflichen Laufbahn haben Hochbegabte häufig das Gefühl unter ihren Möglichkeiten zu bleiben, und sind unzufrieden in konventionellen Strukturen oder Berufen trotz äußeren Erfolges. Je schwieriger und komplexer eine Aufgabenstellung, desto leichter fällt es ihnen, sie zu lösen. Je selbständiger und freier gearbeitet werden darf, umso effektiver und motivierter sind sie.
Dauerhafte schulische Unterforderung kann zu Auffälligkeiten im Verhalten sich selbst und anderen gegenüber führen. Werden die innere Unzufriedenheit und Enttäuschung und das Gefühl seelischer Überforderung mit der eigenen Situation nach außen gerichtet, kann sich dies als Aggressivität, Klassenclownverhalten oder Regression in kindliche Verhaltensweisen zeigen. Nach innen gerichtet können Reizbarkeit und Unausgeglichenheit, innere Unruhe, Ängste und Depression, Schlafstörungen oder andere somatische Symptome die Folge sein. Hochbegabte sind oft sehr empathisch, sensibel und sozial orientiert, bekommen jedoch durch ihre Direktheit und Eigenwilligkeit, ihren Freiheitsdrang und Forschergeist, ihre Genauigkeit und Diskutierfreude nicht selten negative Rückmeldungen trotz guter Absichten.
Neben Versagensängsten ist der Wunsch nach Zugehörigkeit zur Gleichaltrigengruppe bei hochbegabten Kindern und Jugendlichen ein wichtiger Grund für Underachievement, also dem Erbringen von Leistungen unterhalb der eigentlichen Fähigkeiten. Viele Hochbegabte verstecken ihre Fähigkeiten bis ins Erwachsenenalter, um als „normal“ akzeptiert zu werden, oder um andere nicht vor den Kopf zu stoßen, und haben manchmal aufgrund unguter zwischenmenschlicher Erfahrungen bis hin zu Mobbing Schwierigkeiten, sich offen zu ihrer Hochbegabung zu bekennen.